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26.05.2014

Kommentar: Das andere Gesicht Europas

 
 
Die EU wird hingerichtet

Die EU wird hingerichtet

 

 

 

Während Europa wählt wird Europa hingerichtet: Nichts anderes bedeutet der Terroranschlag in Brüssels jüdischem Museum am 24. Mai. Und erneut bleibt es jüdischen Organisationen oder den üblichen "Gutmenschen" überlassen, den Anschlag zu verurteilen. Die journalistische Betroffenheit erschöpft sich in ersten Kommentaren – auch im Berliner Tagesspiegel vom Sonntag – durch die Wahl des Begriffes "Schießerei", als würde auf einen lästigen Bandenkrieg verwiesen. "Ein antisemitischer Hintergrund" – dies alles müsse erst noch ausführlich untersucht und bewertet werden. Immer mehr ist diese distanzierende Zurückhaltung entlarvend und empörend: Was geht es uns an, wenn Institutionen des jüdischen Lebens und der jüdischen Geschichte überall in Europa permanent und tatsächlich tödlichen Bedrohungen ausgesetzt sind? Dass vor dem jüdischen Kindergarten in Berlin-Grunewald ebenso Polizisten stehen wie vor Synagogen in Wien oder Paris, wen macht es ruhelos? Und wer versteht, dass jeder Anschlag, jede Attacke auf jüdisches Leben in europäischen Ländern ein Angriff auf die demokratischen Grundrechte und die Sicherheit aller Europäer ist? Dass nach der Wahl Europa nach rechts gerutscht ist und Biedermänner, die bei anderen Gelegenheiten Brandstifter-Reden halten, im europäischen Parlament eine Bühne finden werden, passt ins Bild.

Christoph Heubner

Exekutiv-Vizepräsident des IAK