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09.03.2016

Solidarität mit Olivier Ndjimbi-Tshiende: „so giftig, so entsetzlich, so schäbig“

 
 
Lichterkette der polnischen und deutschen Auszubildenden in Auschwitz-Birkenau

Lichterkette der polnischen und deutschen Auszubildenden in Auschwitz-Birkenau

 

 

 

Mit einem Solidaritätsschreiben unterstützt ein Gruppe junger VW-Auszubildender und junger Polen den Protest gegen die Ausgrenzung und Vertreibung des Pfarrers Olivier Ndjimbi-Tshiende im bayerischen Zorneding. Besonders der hassvolle Satz „Ab mit dir nach Auschwitz“ hat die Jugendlichen zum Protest und zum Handeln motiviert.


Solidaritätsschreiben



Liebe Menschen, die Ihr heute Abend in Zorneding zusammensteht!

Wir schreiben Euch aus der polnischen Stadt Oswiecim, überall auf der Landkarte der Welt bekannt als Auschwitz. Wir – das meint eine Gruppe von Auszubildenden von Volkswagen aus Emden, Osnabrück und Wolfsburg und eine Gruppe von polnischen Berufsschülern aus Bielsko-Biala.

Seit vier Tagen arbeiten wir gemeinsam mit dem Internationalen Auschwitz Komitee in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und helfen diesen Ort des Schreckens als Mahnung und Erinnerung für die Zukunft der Menschen zu erhalten. Gerade in Auschwitz haben uns in den vergangenen Tagen die Nachrichten aus dem Internet über das, was Eurem Pfarrer geschieht, hellwach gemacht. Besonders aufgeschreckt und direkt getroffen hat uns der Satz „Ab mit dir nach Auschwitz“, den man Pater Olivier entgegen geschleudert hat.

Wir wissen jetzt durch Begegnungen mit diesem Ort, durch Gespräche mit Überlebenden und durch unsere Arbeit ein bisschen, was das bedeutete: In Auschwitz ein Häftling zu sein. Demütigung, Folter, Leid, Massenmord und Asche.

Ihr wisst das auch! Einen Menschen hierher zu wünschen – das ist so giftig, so entsetzlich, so schäbig, so ekelhaft von gestern. Aber man kann so einen Drecks-Satz heute nicht mehr sagen, ohne dass einem laut und deutlich von vielen, vielen Menschen widersprochen wird: Und deswegen stehen wir alle heute Abend zusammen.

Auch wir werden in der Gedenkstätte in Auschwitz-Birkenau mit unseren Kerzen ein Teil Eures Widerspruchs und Eurer Hoffnung sein, dass Menschen nie wieder andere Menschen nach Auschwitz schaffen, dass nie wieder Antisemitismus und Rassismus Deutschland beherrschen.

Wir haben im Internet ein Foto von Pater Olivier gesehen, sein schönes und offenes Lächeln: Wir hoffen, dass er heute Abend lächelt, wenn er von uns allen hört und dass er sich wieder in Deutschland zu Hause fühlen kann. Alles Gute!