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Pressespiegel des Internationalen Auschwitz Komitees

27.01.2013

Gedenktag zur Befreiung von Auschwitz: Überlebende beklagen neuen Antisemitismus

 
 
Schriftzug "tagesschau.de"

 

 

 

Quelle: Tagesschau, 27.1.2013

Anlässlich des Jahrestags der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz ist heute weltweit der Millionen Opfer des Holocausts gedacht worden. In Auschwitz, dem seinerzeit größten NS-Vernichtungslager, versammelten sich Überlebende, Politiker und Jugendliche. Heute vor 68 Jahren war das Lager von Soldaten der Roten Armee befreit worden.

"Auschwitz ist der schrecklichste Ort in der Geschichte", sagte der israelische Botschafter in Polen, Zvi Raf-Ner, vor der sogenannten Todeswand, an der Tausende Häftlinge erschossen worden waren. Er rief dazu auf, nicht nur der Ermordeten zu gedenken, sondern auch der Helfer, die oft unter Einsatz des eigenen Lebens Juden gerettet hatten. Umfrageergebnis "ein Schlag ins Gesicht" Bereits vor dem offiziellen Gedenktag haben Auschwitz-Überlebende ihre Sorge geäußert, dass Antisemitismus noch immer weit verbreitet ist. "Es ist beunruhigend und neu, dass der Antisemitismus in die Mitte der Gesellschaft wächst und dass er immer öfter salonfähig wird", sagte Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees. Für die Überlebenden sei das zum Verzweifeln.

"Wenn 30 Prozent der Befragten in einer kürzlich in Deutschland vorgelegten Studie meinen, dass 'die Juden die Erinnerung an den Holocaust heute für ihren eigenen Vorteil ausnutzen', ist das ein Angriff auf die Würde und ein Schlag ins Gesicht jedes Menschen, der Auschwitz und andere deutsche Konzentrationslager überlebt hat", sagte Heubner.

Besonders beunruhigend sei derzeit die Entwicklung in Ungarn, sagte Heubner. Für Holocaust-Überlebende sei die Polemik der rechtspopulistischen Regierung und eines Teils der Medien schockierend. "Sie sind von absoluter Trauer erfüllt angesichts der antisemitischen Hetze, die sie umgibt. All das kommt ihnen aus der eigenen Jugend so entsetzlich bekannt vor und sie haben Angst um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel."

 

Merkel mahnt gegen das Vergessen

Angesichts des nahenden 80. Jahrestags der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar mahnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass die Aufarbeitung der Nazi-Diktatur niemals ruhen dürfe. Merkel sagte in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft, es sei sehr wichtig, dieses dunkle Kapitel nicht zu vergessen und sich gefeit zu machen, damit sich "so etwas nie, nie wiederholen kann".

Deutschland habe eine "immerwährende Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus, für die Opfer des Zweiten Weltkrieges und vor allen Dingen auch für den Holocaust", erklärte Merkel. Dieses müsse von Generation zu Generation immer wieder deutlich gemacht werden. "Mit Mut und Zivilcourage kann auch jeder Einzelne einen Beitrag dazu leisten, dass Rassismus und Antisemitismus keine Chance haben", so die deutsche Regierungschefin.

Am 27. Januar wird weltweit der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Am 27. Januar 1945 waren die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz befreit worden. Auschwitz steht symbolhaft für den Völkermord und die Millionen Menschen, die vom Nazi-Regime verfolgt und umgebracht wurden.

 

Berlusconi verteidigt Mussolinis Unterstützung für Hitler

Papst Benedikt XVI. rief beim Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom zur Überwindung jeder Form von Hass und Rassismus auf. "Die Erinnerungen an diese ungeheuere Tragödie, die das jüdische Volk so schwer getroffen hat, muss für alle eine bleibende Mahnung sein, damit sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen."

Bei einer Gedenkveranstaltung im italienischen Mailand rief der scheidende Ministerpräsident Mario Monti zur Achtsamkeit gegenüber neuen rechtsradikalen Umtrieben auf. Anders äußerte sich Ex-Premier Silvio Berlusconi: An Faschistenführer Benito Mussolini sei nicht alles schlecht gewesen, so Berlusconi am Rande der Mailänder Feierstunde zum Holocaust-Gedenktag.

"Die Rassengesetze waren der schlimmste Fehler Mussolinis, der in vielen anderen Aspekten Gutes getan hat", sagt Berlusconi vor Journalisten. Zudem verteidigte er den Diktator dafür, dass er sich auf die Seite Adolf Hitlers geschlagen habe: Mussolini habe sich vermutlich gedacht, dass Deutschland an Macht gewinnen werde, sodass es für Italien besser wäre, sich mit Deutschland zu verbünden.

 

Bundestag gedenkt drei Tage später

In Berlin gab es am Nachmittag ein stilles Gedenken am Holocaust-Mahnmal sowie an der Gedenkstätte für die ermordeten Sinti und Roma. Zuvor war bei einer Veranstaltung des Lesben- und Schwulenverbandes bereits der im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen gedacht worden.

In einer Feierstunde gedenkt jährlich auch der Bundestag der Nazi-Opfer. Da 2013 der 27. Januar auf einen Sonntag fällt, geschieht dies in diesem Jahr erst am 30. Januar - dem 80. Jahrestag der Machtergreifung von Adolf Hitler.

 

Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/holocaustgedenktag120.html