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27.05.2015

Dramatischer Appell an Politiker in aller Welt: Holocaust-Überlebende brauchen dringend Hilfe

 
 
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Auf Einladung des „Europäischen Institutes für das Vermächtnis der Shoah (ESLI)“ trafen sich in Prag Repräsentanten aus 37 Staaten und Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen, um über die Situation von Holocaust-Überlebenden weltweit zu beraten.

Besonders die ökonomische und gesundheitliche Situation der über 80-jährigen betroffenen Menschen gibt zu großer Sorge Anlass. So berichtete der Berater der US-Administration für Holocaust-Angelegenheiten, Stuart Eizenstat, dass die Hälfte der 60 000 in New York ansässigen Überlebenden in relativer Armut ihren Lebensabend verbringen müssten. Die Vorsitzende der Organisationen der Holocaust-Überlebenden in Israel, Colette Avital, wies darauf hin, dass in Israel 36% der Überlebenden allein lebten. Einsamkeit und Altersisolation belasteten die alten Menschen sehr. Die Intensivierung häuslicher Pflege und Betreuung sei dringend geboten. Weltweit sind zwei Drittel der Überlebenden Frauen, die auf Grund ihres Geschlechts per se geringere Rentenzahlungen erhalten. In vielen Staaten werden zudem die Entschädigungsrenten der Überlebenden besteuert.
 
Zum Abschluss der Konferenz appellierte der Auschwitz-Überlebende und tschechische Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Prof. Felix Kolmer, in dramatischen Worten an die Regierungen der betroffenen Staaten: „Viele von uns waren bereit, ihr Leben für ihr Land zu geben. Wir haben in den Lagern der Nazis, in den Ghettos und bei der Sklavenarbeit Entsetzliches durchlebt. Wir sind keine Bettler. Wir wollen unser Leben in Würde und ohne gesundheitliche Not zu Ende bringen. Unglücklicherweise arbeitet die biologische Uhr sehr präzise. Wie lange wollen die Regierungen warten? Bis wir tot sind? Noch sind wir am Leben. Nutzen Sie Ihre Chance: Helfen Sie uns heute, nicht morgen. Morgen kann es zu spät sein!“
 
Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, fügte in Prag hinzu: „Die Überlebenden waren über Jahrzehnte hinweg die glaubwürdigsten Botschafter der Menschlichkeit. Ihr Engagement gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenhass hat junge Menschen in vielen Ländern für Demokratie und Toleranz sensibilisiert. Wir alle schulden ihnen Dank. Ihre Würde ist unser aller Verpflichtung.“