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06.11.2023

Gerhard Richter vom Internationalen Auschwitz Komitee mit der „Gabe der Erinnerung“ geehrt

 
 
Köln, November 2023. Das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) überreicht die Statue der Erinnerung, das „umgedrehte B“, an den Maler Gerhard Richter in seinem Atelier. Foto: Eva Oertwig/SCHROEWIG

Köln, November 2023. Das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) überreicht die Statue der Erinnerung, das „umgedrehte B“, an den Maler Gerhard Richter in seinem Atelier. Foto: Eva Oertwig/SCHROEWIG

 

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Berlin/Köln. Das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) hat den Maler Gerhard Richter als „Künstler, Deutschen, und Citoyen“ geehrt und ihm in seinem Atelier in Köln eine Statue des umgekehrten „B“, einem Zeichen des Widerstands im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, übergeben.

Die Statue wurde ihm von Marian Turski, dem 97-jährigen Auschwitz-Überlebenden und Präsidenten des IAK überreicht. Damit dankte das Komitee dem weltweit angesehenen Künstler dafür, dass er die vier Gemälde seines „Birkenau-Zyklus“ dem IAK dauerhaft zur Ausstellung in Oswiecim/Auschwitz  überlassen hat und würdigt ihn für sein lebenslanges Engagement. 

Das umgekehrte „B“ erinnert an einen Akt des Widerstands, den Gefangene von Auschwitz begehen konnten: Heimlich setzten sie diesen Buchstaben in der Aufschrift „Arbeit macht frei“ verkehrt herum, als sie den Schriftzug auf Befehl der SS zusammenschweißen mussten. „Das war das Einzige, was sie in ihrer Hilfslosigkeit, ihrem Zorn und ihrer Wut tun konnten“, sagte Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des IAK. Seltsamerweise sei das nie entdeckt worden. Aus diesem Buchstaben machte die französische Künstlerin Michèle Déodat die etwa 15 Zentimeter große Skulptur, die Auszubildende des VW-Konzerns im Rahmen ihrer Beschäftigung mit den NS-Verbrechen, insbesondere mit Auschwitz, herstellen. Vor Gerhard Richter war sie unter anderem König Charles III. von England (noch als Prinz Charles) verliehen worden. 

Der 97-jährige Präsident des IAK, Marian Turski, hob in seiner Ansprache die Bedeutung von Richters abstrakter Kunst für die Verarbeitung der Traumata aus der Zeit der Lagerhaft hervor. Der polnisch-jüdische Auschwitzüberlebende sagte, Richters Bilder eröffneten Räume, in denen sich Überlebende ihren Erinnerungen stellen könnten. 

Richter bereitet zurzeit mit dem Komitee die Ausstellung der vier Birkenau-Gemälde in einem eigens dafür von ihm selbst entworfenen Museum auf dem Gelände der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim/Auschwitz in Polen vor. Nach den von Häftlingen heimlich aufgenommenen Fotografien aus dem Lager Birkenau zur Zeit des Massenmordens hatte Richter vier Bilder gemalt. Er wolle sie nicht verkaufen und sei daher froh, dass sie dank der Initiative Heubners künftig an dem Ort gezeigt würden, an den sie gehörten, sagte Richter bei der Verleihung. 

Wegen seiner Herkunft aus Dresden und dem Schicksal seiner im NS-Euthanasieprogramm ermordeten Tante hat sich Gerhard Richter immer wieder mit den NS-Verbrechen beschäftigt. Deshalb zeichnete das IAK ihn nicht allein als Künstler, sondern auch ausdrücklich als Deutschen und Aufklärer aus, als „Citoyen“, so Heubner. 

Marian Turski bezeichnete im Kölner Atelier bei Gerhard Richter die Kunst als eine mögliche Retterin für Überlebende. „Der Satz des Philosophen Theodor W. Adorno, dass nach Auschwitz keine Gedichte mehr geschrieben werden können, ist falsch!“, so Turski. „Poesie, Musik und Malerei schenken uns Überlebenden vielmehr Räume, um das Geschehene zu verarbeiten. Das habe ich persönlich auch durch die Werke Gerhard Richters erfahren.“ 

Fotos der Übergabe des "B" an Gerhard Richter