Zu den laut Recherchen des Magazins „Panorama“ in Deutschland anhängigen 29 NS-Verfahren betonte während eines Aufenthalts in der Gedenkstätte Auschwitz Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:
"Für Überlebende des Holocaust bleibt die in Deutschland weitgehend bewußt versäumte juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen ein fortwährender Skandal und ein Schmerz, der sie angesichts ihrer ermordeten Angehörigen bis zum ihrem Lebensende begleiten wird.
Die allerwenigsten der NS-Täter in den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern haben jemals einen deutschen Gerichtssaal von innen gesehen. Daran ändern auch die wegweisenden Verfahren der letzten Jahre in Lüneburg und Detmold und die jetzt laut Recherchen von ‚Panorama‘ in Deutschland noch anhängigen 29 Verfahren nichts: Trotzdem empfinden die Überlebenden der Lager jedes dieser Verfahren als einen wichtigen Beitrag dazu, ihnen und ihren ermordeten Angehörigen wenigstens in Teilen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Dass jetzt allerdings das Landgericht in Wuppertal, vor dem gegen einen 94-Jährigen Anklage wegen Verstrickungen in NS-Taten erhoben worden ist, erklären lässt, ‚wegen der anhaltend hohen Belastung der Kammer mit vorrangig zu bearbeitenden Haftsachen‘ sei über eine Übernahme des Verfahrens noch nicht entschieden worden, empfinden die Überlebenden des Holocaust vor dem Hintergrund der juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Deutschland und angesichts ihres hohen Alters nur noch als zynisch und abwertend."