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15.03.2013

Menachem B.: Geschichte, die nahe rückt

 
 
Auszubildende wünschen Menachem B. Erfolg bei seiner Suche. Jugendliche auf den Fundamenten der Mengele-Barracke.

Auszubildende wünschen Menachem B. Erfolg bei seiner Suche. Jugendliche auf den Fundamenten der Mengele-Barracke.

 

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Auf Facebook sucht der Überlebende Menachem B. nach seinem Zwillingsbruder. Auszubildende aus Deutschland und Polen, die zur Zeit in Auschwitz sind, reagieren auf seine Suche.

Seit einer Woche ist er jetzt in Oswiecim, der 20-jährige Volkswagen-Auszubildende Chris Plitzer aus Kassel und nie hätte er gedacht, dass ihm die Geschichte so nahe rücken würde. Mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus Baunatal und Wolfsburg und polnischen Berufsschülerinnen und Berufsschülern arbeitet er in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und hilft bei deren Erhaltung. Gemeinsam mit dem Internationalen Auschwitz Komitee engagiert sich Volkswagen seit Jahren für die Gedenkstätte in Auschwitz als Ort der Erinnerung und des Lernens für die Zukunft.

 „An den Nachmittagen machen wir Führungen durch die Gedenkstätte“, berichtet Chris Plitzer. „Birkenau lässt einen allein durch seine Größe sprachlos werden. Und dann standen wir vor den Überresten der Baracke in der der Lagerarzt Josef Mengele jüdische Zwillinge gefangen hielt und zu Experimenten missbraucht hat. Jetzt ist es noch kalt in Oswiecim, in der Gedenkstätte ist noch Schnee und Eis, aber wirklich kalt geworden ist uns allen durch die Berichte, was Mengele den Kindern angetan hat. Wie kann man leben, wenn man als Kind so gequält und zerstört wird, darüber haben wir am Abend in unserer Gruppe viel diskutiert. Und plötzlich finde ich am nächsten Tag, dem 15. März 2013, auf SPIEGEL_ONLINE die Geschichte von Menachem B., der heute auf Facebook nach seinem Zwillingsbruder Jeno sucht, den er zuletzt in Auschwitz gesehen hat. Jeno trug die Nummer A7734.“

Rosa Bonura, 22, Plitzers Kollegin, die bei Volkswagen in Wolfsburg zur Mechatronikerin ausgebildet wird, ist ähnlich beeindruckt: „Menachem B. ist mit seiner Geschichte direkt in unsere Welt und in unser Leben hineingesprungen. Wir bewundern seinen Mut, jetzt noch einmal diesen Weg nach Auschwitz zurückzugehen. Hoffentlich findet er seinen Bruder, das wünschen wir ihm so sehr.“

Und weil die Gruppe der deutschen und der polnischen Auszubildenden diesen Wunsch Menachem B. gerne übermitteln wollten, entstand das Foto der Jugendlichen auf den Fundamenten der Mengele-Baracke in Auschwitz-Birkenau. Roxana Kulinska, 18 Jahre alt und Berufsschülerin aus Bielsko-Biala, hat vorgeschlagen, das Bild auf Facebook zu stellen – als Dank und Ermutigung für Menachem B.

Für Christoph Heubner, den Exekutiv Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, der die Gruppe gemeinsam mit Ines Doberanzke von der Volkswagen AG betreut, ist die Haltung der Jugendlichen ein wichtiges Signal: „Die Geschichte von Auschwitz ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Wir wissen, dass Menachem B. vermutlich im Juni nach Oswiecim kommen wird, um die Gedenkstätte und die Stadt zu besuchen. Auch dann werden wir mit jungen Deutschen von Volkswagen und jungen Polen in der Gedenkstätte sein. Wir hoffen sehr, ihn persönlich kennenzulernen.“