Überlebende des Holocaust im Internationalen Auschwitz Komitee hoffen sehr darauf, dass das weltweit begangene Reformationsjubiläum auch dazu genutzt wird, den Antisemitismus, der vor allem dem Reformator Martin Luther innewohnte, zu thematisieren und in seinen weitreichenden Folgen zu diskutieren.
Allzu oft wird beschwiegen, dass sich die Nazis bei der Austreibung und Ermordung der jüdischen Familien Europas auch auf ihn beriefen und sich durch seinen antisemitischen Furor bestätigt sahen. Auch deshalb brannten die Synagogen in Deutschland ausgerechnet in der Nacht vom 9. zum 10. November - Luthers Geburtstag.
In jener Nacht des Hasses und der Zerstörungswut verstärkte sich die Todesangst der jüdischen Menschen in Deutschland, die sie bis nach Auschwitz begleitete.
Hierzu betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:
"Luthers Hass verströmender Antisemitismus seiner späten Jahre ist unbestritten und hat weitreichende Folgen. Es bestürzt die Überlebenden des Holocaust bis heute, dass Hass und Ausgrenzung ihnen gegenüber auch in den antisemitischen Untiefen des Reformators verwurzelt und beheimatet waren. Auch Luthers antisemitisches Wüten hat sich seit 500 Jahren in vielen Köpfen der Christenheit als Botschaft abgelagert und ist so bis heute im Denken und Fühlen vieler Menschen präsent.
Dem Reformationsjubiläum kommt deshalb gerade in der gegenwärtigen Situation eines weltweit eskalierenden Antisemitismus' eine besondere Signalwirkung und Aufklärungspflicht zu.
Die Repräsentanten der evangelischen Kirche und der Staaten, die sich in den kommenden Monaten Luthers voller Hochachtung und Zuneigung erinnern, sind in besonderem Maße verpflichtet, auch diese düstersten Seiten des Erneuerers und Reformators zu benennen und in den Kontext jahrhundertealten Hasses gegenüber jüdischen Menschen zu stellen."