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20.07.2019

Zum Tod von Agnes Heller: ihr kritisch, leuchtender Geist wird uns gerade in diesen Zeiten fehlen

 
 
Agnes Heller; Foto: Arild Vågen, Wikimedia Commons

Agnes Heller; Foto: Arild Vågen, Wikimedia Commons

 

 

 

Überlebende des Holocaust in Ungarn und in vielen anderen Ländern verabschieden sich mit Trauer und Dankbarbeit von ihrer großen Weggefährtin und Leidensgenossin Agnes Heller, die gestern im Alter von 90 Jahren verstorben ist. Agnes Heller hat die Schrecken des Holocausts sowohl von deutscher wie von ungarischer Seite erfahren. Als einer der wenigen aus ihrer Familie gelang es ihr mit ihrer Mutter den Deportationen und den Gaskammern von Auschwitz zu entkommen. Alle ihre philosophische Arbeit basierte auf der Eindringlichkeit und der Klarheit dieser Erinnerungen. Bis ins hohe Alter war die weltweit geachtete Philosophin in Ungarn antisemitischen Diffamierungen ausgesetzt: Selbst in der Universität wurde sie wegen ihrer jüdischen Herkunft als "nicht zugehörig" attackiert.

Zu ihrem Tod betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:

„Alle Diffamierungen schreckten Agnes Heller nicht. Ihr Blick auf die Welt war immer ein realistischer und utopisch hoffender zugleich. Das populistische Hetztreiben der Orbans dieser Welt erzürnte und empörte sie zutiefst, aber Schweigen war für sie nie eine Option: Sie analysierte den Hass mit präziser Klarheit, die aus ihren eigenen Erinnerungen an die Entwicklung des Faschismus in Europa gespeist war. Sie warnte vor diesem Hass und vor der Gleichgültigkeit angesichts dieses Hasses. Agnes Heller, ihre Empathie und ihr kritisch, leuchtender Geist werden uns gerade in diesen Zeiten fehlen. Wir sind ihr sehr dankbar."