In der Nacht zum Montag ist der Auschwitz-Überlebende Leon Schwarzbaum im Alter von 101 Jahren in Potsdam verstorben. Leon Schwarzbaum wurde 1921 als Sohn einer polnisch-jüdischen Familie in Hamburg geboren, wuchs aber im polnischen Bedzin in Oberschlesien auf, von wo die Familie 1943 -nach der Auflösung des Ghettos- nach Auschwitz deportiert wurde.
Leon Schwarzbaum überlebte als einziger Angehöriger seiner Familie die Lager Auschwitz, Buchenwald und ein Nebenlager des KZ Sachsenhausen. Später lebte er als Kunst- und Antiquitätenhändler in Berlin. Der Regisseur Hans Erich Viet hat mit seinem Film "Der letzte Jolly Boy", der mit Schwarzbaum an Originalschauplätzen gedreht wurde, dem Leben dieses außergewöhnlichen Menschen ein bleibendes Denkmal gesetzt.
Zum Tod Leon Schwarzbaums betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:
"Mit großer Trauer, Hochachtung und Dankbarkeit verabschieden sich Überlebende des Holocaust in aller Welt von ihrem Freund, Leidensgenossen und Weggefährten Leon Schwarzbaum, der in den letzten Jahrzehnten seines Lebens zu einem der wichtigsten Zeitzeugen der Shoah geworden ist. Leon Schwarzbaum war gerade in seinen letzten Lebensjahren immer wieder getrieben von dem Drang, an seine in Auschwitz ermordeten Eltern und all die anderen Opfer des Holocaust zu erinnern. Er sprach in ihrem Namen. Getrieben war er aber auch von seinem Zorn angesichts der Tatsache, dass so wenige SS-Täter jemals einen deutschen Gerichtssaal von innen gesehehen haben. Seine Zeugenaussage beim Detmolder Auschwitz Prozess gegen Reinhold Hanning im Jahr 2016 ist ein bleibendes Dokument der Menschlichkeit und der Erinnerung.
Leon Schwarzbaum wollte keinen Haß, er wollte Gerechtigkeit. Der Erniedrigung und dem tiefen Schmerz seiner Jugendjahre setzte Leon Schwarzbaum sein Leben lang auch seine Eleganz und seine Liebe zu schönen Dingen entgegen. Wir sind dankbar, dass Berlin ihm zu einer neuen Heimat werden konnte."