Zum Ausstellungsensemble des weltweit bedeutendsten deutschen Künstlers gehören neben diesen Spiegeln auch vier Fotografien, die auf der Grundlage von Originalaufnahmen eines Häftlings in Birkenau gefertigt worden sind.
Diese 4 Originalaufnahmen, die 1944 heimlich und unter Lebensgefahr von Häftlingen des Sonderkommandos nahe Gaskammer und Krematorium Nummer 5 im Lager Birkenau gemacht werden konnten, gelten als die einzigen fotografischen Dokumente des Holocaust, in denen die Ermordung und Verbrennung jüdischer Menschen in Auschwitz festgehalten ist. Für den Maler Gerhard Richter waren sie Ausgangspunkt und Grundlage seiner 2014 entstandenen Birkenau-Bilder. Die Fotos haben Gerhard Richter vor einigen Jahren so sehr beeindruckt, dass er sich wieder diesem Thema zuwandte. Es entstanden 4 große, abstrakte Bilder, die u.a. in Dresden, Berlin, Moskau und New York ausgestellt wurden.
Die Editionsexemplare dieser Bilder werden nun zusammen mit dem "Grauen Spiegel" und den 4 Fotografien dauerhaft in Oswiecim einen eigenen Gedenkraum haben, der nach dem Entwurf von Gerhard Richter gebaut und auf dem Gelände der Internationalen Jugendbegegnungsstätte von Oswiecim/Auschwitz seine Heimat finden wird. Das Kunsthaus "Gerhard Richter-Birkenau" entsteht etwa vier Kilometer vom Lager Birkenau und dem Entstehungsort der Fotos entfernt.
Das Projekt wurde in einem langen Dialog zwischen Gerhard Richter, seiner Frau Sabine Moritz-Richter und Christoph Heubner, dem Exekutiv-Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, entwickelt. Es wird architektonisch von dem Isnyer Architekten Edwin Heinz (GMS Architekten) betreut, der mit seinem Kollegen Helmut Morlok bereits an der baulichen Gestaltung der Internationalen Jugendbegegnungsstätte beteiligt war.
Zu der Entstehung des Kunsthauses "Gerhard Richter-Birkenau" betonte der Stadtpräsident von Oswiecim, Janusz Chwierut: "Die Stiftung dieser Kunstwerke von Gerhard Richter und der Bau seines Ausstellungsgebäudes sind für die Stadt Oswiecim eine enorme Bereicherung, die das kulturelle Leben in unserer Stadt, in der Auschwitz so allgegenwärtig ist, nachhaltig prägen wird. Deswegen begrüße ich die Initiative des Internationalen Auschwitz Komitees und der Internationalen Jugendbegegnungsstätte sehr."
Für das Internationale Auschwitz Komitee sagte in Berlin Christoph Heubner: "Die Birkenau-Bilder Gerhard Richters sind künstlerische Zeugnisse seiner immer wiederkehrenden Beschäftigung mit diesem verstörenden Thema. Dass seine Bilder nun ihren Platz an dem Ort ihrer Vorgeschichte finden, nur wenige Kilometer von den Krematorien und Aschefeldern Birkenaus entfernt, ist für Überlebende von Auschwitz berührend und ermutigend. Für sie sind die Birkenau-Bilder Gerhard Richters ein machtvolles Signal gegen das Vergessen und ein Zeichen des Mitgefühls und der Solidarität, das der Maler ihnen und ihren ermordeten Familien entgegenbringt. Und darüberhinaus gelten sie den Überlebenden von Auschwitz als elementarer Beweis dafür, dass die künstlerische und politische Auseinandersetzung mit dem, was ihnen und allen anderen Opfern angetan wurde, nicht endet und niemals enden wird."
Gerhard Richter betonte: "Auschwitz/Oswiecim ist der richtige Ort, an dem diese Werke, dieses Ensemble in einem eigenen Bau permanent gezeigt werden. Es gibt noch viele andere Orte dieses Grauens, aber Auschwitz ist als Name zum Symbol für sie alle geworden und muss daran erinnern. Und für mich ist dies alles auch eine Auszeichnung, ein Trost und auch das Gefühl einer erledigten Aufgabe."