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10.11.2018

Münzenberg: Gedenken an den Pogrom von 1938 – Lesung aus der Zeugenaussage eines Auschwitz-Insassen

 
 
Adolf Gawalewicz

Adolf Gawalewicz

 

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Vor 80 Jahren brannten die Synagogen. Daran will die Stadt Münzenberg in Zusammenarbeit mit der Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer e.V. – Münzenberg erinnern. Am Samstag, den 10. November um 19 Uhr verlesen Münzenberger Schüler/innen der Singberg-Schule Wölfersheim das Protokoll der Zeugenvernehmung im Frankfurter Auschwitzprozess von Dr. Adolf Gawalewicz.

  • Samstag, 10. November 2018,
  • 19 Uhr
  • Synagoge, Münzenberg


Dr. Adolf Gawalewicz war der wohl einzige Überlebende der „Isolierstation“ des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. In der „Isolierstation“ waren etwa 1.000 Menschen unter den allerschlimmsten Bedingungen – ohne Wasser und Nahrung –  zusammengepfercht. Diese Menschen –  man nannte sie „Muselmänner“ – waren vollkommen abgemagert und entkräftet und warteten nur noch darauf, dass in der Gaskammer Platz für sie war. Alle zwei bis vier Wochen wurde die „Isolierstation“ komplett geräumt und neu belegt.

Dr. Gawalewicz versteckte sich unter den gerade noch lebenden und bereits verstorbenen Häftlingen, die mit Fleckfieber oder Typhus infiziert waren. Zu diesen Infizierten wagten sich die SS-Wachleute wegen des hohen Infektionsrisikos nicht vor. Wegen Verwechselung der Häftlingsnummer wurde Dr. Gawalewicz zurück in den Häftlingskrankenbau befohlen und entkam – wie durch ein Wunder – so der eigenen Vergasung.

Er war ein wichtiger Zeuge im Frankfurter im Auschwitzprozess und überführte den „SS-Sanitätsdienstgrad“ Josef Klehr der Lüge. Josef Klehr erhielt lebenslänglichen Freiheitsentzug und saß in Butzbach ein.

Dr. Gawalewicz war einige Male in Münzenberg Gast von Hermann Reineck aus Münzenberg-Gambach. Er eröffnete am 27. Januar 1985 in Butzbach die (erste dieser Art) Gedenkveranstaltung zum 40.  Jahrestag der Befreiung des „Konzentrations-und Vernichtungslager“ Auschwitz.  Gawalewicz schrieb ein wichtiges Buch: „Reflektionen im Warteraum zum Gas – Aus den Memoiren eines Muselmannes“.