Im polnischen Oswiecim ist mit dem Bau des Gerhard Richter Ausstellungshauses begonnen worden. Das Gebäude, das der Künstler selbst entworfen hat, entsteht auf dem Gelände und in Zusammenarbeit mit der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim/Auschwitz.
Im Ausstellungshaus "Gerhard Richter: Birkenau" wird das Editionsexemplar des Zyklus "Birkenau" von Gerhard Richter zu sehen sein, das die Gerhard Richter Kunststiftung dem Internationalen Auschwitz Komitee für diesen Zweck überlassen hat. Zum Ausstellungsensemble wird auch der vierteilige graue Spiegel gehören, der seit 2014 an verschiedenen Orten der Welt mit den Birkenau Bildern gezeigt worden ist sowie Reproduktionen der vier Fotografien, die 1944 von Häftlingen des Sonderkommandos heimlich in Birkenau aufgenommen wurden und Gerhard Richter erneut zur Auseinandersetzung mit diesem Thema geführt haben. Die vier Fotografien gelten als die einzigen fotografischen Dokumente des Holocaust,auf denen die Ermordung und Verbrennung jüdischer Menschen in Auschwitz-Birkenau festgehalten worden ist.
Das Ausstellungshaus befindet sich etwa vier Kilometer vom ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager Birkenau, dem Entstehungsort der Fotos, entfernt. Die Fertigstellung des Gebäudes, dessen Errichtung finanziell durch eine Spende der Volkswagen AG ermöglicht wird, soll noch in diesem Jahr weitgehend abgeschlossen werden. Die Ausstellung wird ab dem Jahr 2024 für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
In Berlin betonte Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees: "Die Birkenau Bilder und auch das Ausstellungshaus selbst sind ein künstlerisches und architektonisches Zeugnis der immer wiederkehrenden Beschäftigung des Künstlers Gerhard Richter mit diesem verstörenden Thema. Dass dieses für das Werk Gerhard Richters einmalige künstlerische Gesamtensemble nun seinen Platz an dem Ort seiner Vorgeschichte findet, nur wenige Kilometer von den Krematorien und Aschefeldern Birkenau entfernt, ist für Überlebende von Auschwitz-Birkenau ein dauerhaftes und machtvolles Signal gegen das Vergessen und ein Zeichen des Mitgefühls und der Solidarität, das der Künstler ihnen und ihren ermordeten Familien entgegenbringt. Es gilt ihnen in Zeiten von populistischem Hass und wachsendem Antisemitismus auch als Beleg dafür, dass die künstlerische, pädagogische und politische Auseinandersetzung mit Auschwitz und seinen Ursachen nicht endet und niemals enden wird."
Gerhard Richter selbst betonte: "Auschwitz/Oswiecim ist der richtige Ort, an dem diese Werke, dieses Ensemble in einem eigenen Bau permanent gezeigt werden. Es gibt noch viele andere Orte dieses Grauens, aber Auschwitz ist als Name zum Symbol für sie alle geworden und muss daran erinnern. Und für mich ist dies alles auch eine Auszeichnung, ein Trost und auch das Gefühl einer erledigten Aufgabe."