Auszubildende mit Antisemitismus-Performance im Kunsthaus Göttingen.
Drei Tage war Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, mit Auszubildenden aus Kassel und Wolfsburg in Kassel zu Gast, um mit den Jugendlichen einen einwöchigen Projektaufenthalt in der Gedenkstätte Auschwitz im Mai dieses Jahres nachzubereiten: Den Jugendlichen war es ein Bedürfnis, öffentlich vor Besucherinnen und Besuchern der documenta fifteen über ihre Eindrücke und Erfahrungen zu berichten und eine Performance zu erarbeiten, die sie mehrmals in den letzten Tagen auch als Stellungnnahme zu den derzeitigen Antisemitismus-Debatten um die documenta fifteen in Kassel und im Kunsthaus Göttingen präsentiert haben. Zu seinen Eindrücken aus Gesprächen und Begegnungen mit Besucherinnen und Besuchern und zur allgemeinen Situation der documenta fifteen betonte Christoph Heubner:
"Jeder Documenta-Tag, den die Verantwortlichen weiterhin schweigend und untätig auszusitzen versuchen, ist ein verlorener Tag für die Zukunft der Documenta überhaupt. Die Hoffnung, dass sich die bunten Farben dieser Documenta über die häßlichen Ereignisse der Anfangstage legen werden, ist völlig unrealistisch. Die Besucherinnen und Besucher der documenta fifteen sind längst weiter: Ihre Betroffenheit angesichts des Geschehenen ist groß und groß ist auch ihr Wunsch, die Documenta möge als Schaufenster in die Welt erhalten bleiben - aber als Schaufenster, dessen Kuratorinnen und Kuratoren niemanden diskriminieren oder ausschließen, wie diesmal geschehen. Gerade deshalb wollen die Besucher in eine Debatte über das antisemitische Großbild und in ein Gespräch zu den Ursachen des weltweiten Antisemitismus einbezogen werden. Zu diesem Gespräch gehört angesichts der documenta fifteen für sie auch die wichtige und bittere Erkenntniss, dass die Ausgrenzung israelischer und jüdischer Künstler aus dem weltweiten Kulturbetrieb viel weiter fortgeschritten ist, als bisher gedacht und - manchmal lautstark, manchmal diskret - effektiv betrieben wird. Jetzt bleibt der Documenta nur die Flucht nach vorn: Mit den Besucherinnen und Besuchern diskutieren und Gesprächsräume eröffnen für alle, die den Antisemitismus-Skandal und den borniert-hilflosen Umgang damit längst als das zentrale Desaster der documenta fifteen abgespeichert haben."