Für Überlebende des Holocaust brachte der 8. Mai zwar die Gewißheit, dass diejenigen, die sie und ihre Familien über Jahre hinweg gedemütigt, verfolgt und in Konzentrations-und Vernichtungslager verschleppt hatten, nun endgültig entmachtet und besiegt waren.
Gleichzeitig aber stand am ihnen 8. Mai 1945 als grausame Realität vor Augen, wieviele ihrer Angehörigen in den Lagern ermordet und verbrannt worden waren. So waren die meisten von ihnen an diesem 8. Mai buchstäblich mutterseelenallein und feierten dennoch mit den befreiten Völkern Europas das Ende jenes menschenverachtenden und mörderischen Systems aus Deutschland, das Europa mit Krieg, Terror und Leid überzogen und zerrissen hatte.
Hierzu betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:
"Der wichtigste Gedanke, der die Menschen an diesem 8.Mai 1945 miteinander verband, war die Freude darüber, dass der Krieg zu Ende war und die Befreier Europas die Nazis und ihre antisemitische und rassistische Ideologie endgültig auf den Müllhaufen der Geschichte befördert hatten. Angesichts des entsetzlichen Leids, dass sie in den Lagern hatten ertragen müssen, war es den Überlebenden des Holocaust unvorstellbar, dass der Antisemitismus jemals wieder irgendwo -und gerade in Deutschland nicht- sein Haupt würde erheben können.
Es brauchte nur wenige Jahre, um die Überlebenden eines Besseren oder Schlechteren zu belehren. Seitdem ist allen Überlebenden des Holocaust und ihren Nachkommen bewußt, dass ihre Befreiung kein garantierter Dauerzustand sondern ein ständig bedrohter Prozess ist, den man immer aufs neue gestalten und gewinnen muss. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen."