Quelle: Kurier (A)
Die Konzentrationslager von Auschwitz und Birkenau stehen auf dem Reiseplan vieler EM-Teams. Ein Lokalaugenschein.
Oświecim mit seinen 40.000 Einwohnern liegt 60 Kilometer von Krakau entfernt. Eineinhalb Stunden schaukelt man im Bus über holprige Landstraßen, um in der Kleinstadt an eines der größten Verbrechen der Geschichte erinnert zu werden.
Oświecim heißt auf Deutsch Auschwitz und war Standort des größten Komplexes von Konzentrationslagern im Dritten Reich. 1,3 Millionen Menschen verloren hier ihr Leben – grob geschätzt.
Viele Touristen buchen die Tour von Krakau aus oder kommen mit dem Auto, um Auschwitz und Birkenau (drei Kilometer entfernt) zu besuchen, eine Million pro Jahr. Und jetzt auch etliche Fußballer: Mittwoch trafen einander die EM-Kicker aus den Niederlanden und Italien und fielen einander gerührt von dem, was sie gesehen hatten, um den Hals.
Die Niederländer geben sich politisch. Bei der WM in Südafrika besuchten sie vor zwei Jahren Robben Island, wo Nelson Mandela während der Apartheid gefangen gehalten wurde. Der Auschwitz-Besuch ist noch aufwühlender, die Spieler wurden von einem Historiker vorbereitet. "Keine Worte können Auschwitz beschreiben", twitterte Khalid Boulahrouz auf der Heimfahrt. "So ein Tag wühlt dich auf. Im Moment fühle ich nur große Leere", sagte Riccardo Montolivo, Sohn eines Italieners und einer Deutschen.
Für das internationale Auschwitz-Komitee ist der Auflauf von Fußballstars und Medien kein Problem. "Die Überlebenden wollen nicht, dass dieser Platz in Schweigen versinkt", heißt es in einer Erklärung des stellvertretenden Direktors. Und: „"Sagen Sie Ihren Fans, was Sie gesehen und gefühlt haben. Ihre Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, ist bedeutend." Zumal viele Täter und Opfer im Alter der EM-Spieler waren.
"Es war für mich sehr herzzerreißend"
Die Deutschen vermieden den Rummel. Am Freitag nach dem Länderspiel gegen Israel reisten Teamchef Löw und drei Spieler nach Auschwitz. Eine Woche später wurde eine Aussage von Kapitän Lahm veröffentlicht: "Es war für mich sehr herzzerreißend. Auschwitz ist Teil der deutschen Geschichte, ein trauriges Kapitel, das sich nie mehr wiederholen darf."
Auch das englische Team schaut in Auschwitz vorbei, wo die Briten den Großteil der ausländischen Museumsbesucher ausmachen, zudem ist ein Besuch der Firma von Oskar Schindler in Krakau geplant. Die Reise ist Teil einer Partnerschaft zwischen der FA und dem Holocaust Educational Trust – einer britischen Stiftung zur Aufklärung über den Holocaust, die im Jahr 1988 gegründet wurde.