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19.12.2022

Holocaustliteratur soll Pflicht im Deutschunterricht werden

 
 
Ankunft ungarischer Juden im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Zwischen dem 2. Mai und dem 9. Juli 1944 deportierten ungarische Gendarmen unter Führung deutscher SS-Leute mehr als 430.000 ungarische Juden aus Ungarn, die meisten von ihnen nach Auschwitz, Polen. Foto: IMAGO / Reinhard Schultz

Ankunft ungarischer Juden im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Zwischen dem 2. Mai und dem 9. Juli 1944 deportierten ungarische Gendarmen unter Führung deutscher SS-Leute mehr als 430.000 ungarische Juden aus Ungarn, die meisten von ihnen nach Auschwitz, Polen. Foto: IMAGO / Reinhard Schultz

 

 

 

Zum Appell der Interessenvertretung der Deutschlehrkräfte an die Kultusminister betonte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner:

"Das Internationale Auschwitz Komitee begrüßt und unterstützt den Appell der Interessenvertretung der Deutschlehrkräfte. Angesichts des zunehmenden Antisemitismus und des Wachstums rechtsextremer Netzwerke gewinnen die Erfahrungen und Warnungen der Überlebenden der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager neues Gewicht. Die Schule für eine moderne Erinnerungskultur zu nutzen eröffnet die Chance, Europa nicht den rechtsextremen Kräften zu überlassen, sondern an der Vision von einem Europa der Freiheit, der Vielfalt und der Toleranz festzuhalten."

Der Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband schreibt in seiner nun veröffentlichten »Paderborner Erklärung«:

»Dringlichkeit und Eile sind geboten, weil zahlreiche erschreckende Ereignisse und Geschehnisse, nicht erst seit der Jahrtausendwende, die Gefahren von Verdrängen und Vergessen in bedrohlicher Deutlichkeit dokumentieren. Nicht zuletzt jüngere Studien zum Wissen um den Holocaust bei jüngeren Menschen müssen in diesem Zusammenhang tief besorgen.

Daher muss eine Beschäftigung mit dem Holocaust zukünftig breiter und anders aufgestellt werden durch eine Verknüpfung von historisch-politischen Lernprozessen mit Formen ästhetischer Bildung. In der Kombination von Erinnern und Erzählen, von multidirektionaler Erinnerung und der Auseinandersetzung mit literarischen Inszenierungsmustern liegen große Chancen für sprachlich-literarische, zugleich für persönlichkeits- und entwicklungsfördernde Lernprozesse.

Zudem macht es das „Ende der Zeitzeugenschaft“, das Sterben der Überlebenden des Holocaust, erforderlich, die Beschäftigung mit fiktionalen und faktualen Zeugnissen sowie neuen medialen Formen der Erinnerung verbindlich im schulischen Bildungsplan, vor allem auch für das Kernfach Deutsch, zu verankern. Denn der Sozialraum Schule ist der einzige, den alle Menschen durchlaufen, dessen Beiträge zu einer modernen Erinnerungskultur also nicht zu überschätzen sind.«

Download der »Paderborner Erklärung«