Auschwitz Überlebende in aller Welt gedenken am morgigen 19. Februar in Freundschaft, Hochachtung und Dankbarkeit ihres polnischen Mithäftlings und Leidensgenossen Wladyslaw Bartoszewski, der als 18 jähriger nach Auschwitz verschleppt wurde und morgen seinen 100. Geburtstag feiern würde. Hierzu betonte in Warschau der polnisch-jüdische Auschwitz-Überlebende und Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees Marian Turski, langjähriger Freund und Weggefährte Bartoszewskis:
"Wladyslaw Bartoszewski gehört zu den Überlebenden von Auschwitz, die die Erinnerung an die "Zeit der Verachtung" immer wieder gefördert und gefordert haben. Heinrich Böll hat Bartoszewski einmal als Polen aus Leidenschaft und Passion, als Katholiken aus Leidenschaft und Passion und als Humanisten aus Leidenschaft und Passion beschrieben. Das war eine sehr treffende Einschätzung. Sein ganzes Leben lang hat er sich immer wieder geweigert, das Böse zu akzeptieren und deshalb war er ein unermüdlicher, den Menschen zugewandter Streiter für die Freiheit und für die Wahrheit.
Es war Wladyslaw Bartoszewski, der als Vorsitzender des Internationalen Auschwitz Rates Ende der 1980er Jahre dafür eingetreten ist, der Hauptausstellung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau die Wahrheit zurückzugeben. Jahrzehntelang wurde dort verschwiegen, dass Juden die überwältigende Mehrheit der Opfer waren. Er ist der Wahrheit immer treu geblieben. Und deswegen sind wir ihm sehr dankbar."
Und in Berlin fügte Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees hinzu: "Im Leben des großen Polen und Europäers Wladyslaw Bartoszewski gab es drei Kapitel, die ihn in besonderer Weise mit Deutschland und den Deutschen verbunden haben:
Da waren seine Schmerzen angesichts der Erinnerungen an Auschwitz und die Leiden des 2. Weltkriegs, da war die Tatsache, dass er in Zeiten der Verfolgung von Solidarnosc als Verfolgter Zuflucht und Freundschaft in Deutschland gefunden hat und da war seine lebenslange Achtung der deutschen Kultur, insbesonders seine Liebe zu Heinrich Heine: All diese Erinnerungen haben Bartoszewski zu einem mehr als realistischen Bild von Deutschland verholfen und ihn zu einem der glaubwürdigsten und wichtigsten Förderer einer Annäherung zwischen Polen und Deutschen werden lassen.
Sein Engagement gegen die Dummheiten und den Haß des Antisemitismus und sein Eintreten für die Demokratie und das Aussprechen unbequemer Wahrheiten bleiben gerade in diesen Zeit ein Orientierungssignal nicht nur für junge Menschen."
zur Hommage an Wladyslaw Bartoszewski von Marian Turski