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Pressemitteilung des Internationalen Auschwitz Komitees

09.01.2024

Holocaust-Überlebende schockiert über die Verrohung des politischen Dialoges und die aktuellen Bestrebungen rechtsextremer Parteien in Europa.

 
 
auernprotest 8. Januar 2024 - Ein Galgen mit Ampel und Deutschlandfahne  Bundesweiter Aktionstag der Landwirte, die gegen die derzeitige Agrarpolitik der Bundesregierung demonstrieren. Blockade des Juri-Gagarin-Rings in Erfurt Thueringen, Deutschland. Foto: IMAGO/Paul-Philipp Braun

Bauernprotest 8. Januar 2024 - Ein Galgen mit Ampel und Deutschlandfahne Bundesweiter Aktionstag der Landwirte, die gegen die derzeitige Agrarpolitik der Bundesregierung demonstrieren. Blockade des Juri-Gagarin-Rings in Erfurt Thueringen, Deutschland. Foto: IMAGO/Paul-Philipp Braun

 

 

 

Zur aktuellen Verrohung des politischen Dialoges und der aktuellen Bestrebungen rechtsextremer Parteien in Europa betonte Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:

"Auschwitz-Überlebende sind schockiert und  entsetzt über die zunehmende Verrohung im persönlichen Umgang und im politischen Dialog, die sich mittlerweile in vielen Gesellschaften Europas zeigt:

Politiker werden als "Verräter" gebrandmarkt und beschimpft, in verschiedenen Ländern Europas werden bei Demonstrationen Nachbildungen von Galgen geschwungen, an denen Fotos von Politikern oder Symbole ganzer Regierungen hängen, die -wahrscheinlich unter öffentlicher Beteiligung-  als "Verräter" aufgeknüpft gehören. Rapide löst sich vielerorts der Firniß der demokratischen Sozialisation und die Prägung durch christliche Grundwerte in der Dunkelheit des von Rechtsextremen geschürten Hasses auf:

In Polen taten sich in den letzten Tagen zwei Figuren des öffentlichen Lebens hervor, von denen der eine süffisant meinte, für Migranten stünden doch die Baracken in Auschwitz zur Verfügung wohingegen der andere vorschlug, Migranten durch Chips oder eine Tätowierung zu kennzeichnen: Witze natürlich! Witze allerdings, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen und es ist mehr als gut, daß in den beiden letzten Fällen der Direktor der Gedenkstätte Auschwitz, Piotr Cywinski, sein Entsetzen deutlich gemacht und den Ungeheuerlichkeiten der beiden "Witzbolde" massiv widersprochen hat.

Gerade in der gegenwärtigen Situation Europas, in der in vielen Ländern rechtsextreme, antieuropäische und antidemokratische Parteien  immer mehr an Boden gewinnen und ihnen teilweise massive Wahlsiege prognostiziert weden, erwarten die Überlebenden des Holocaust von allen demokratischen Parteien solchen Widerspruch sowie endlich eine verantwortliche und gemeinsame Haltung gegenüber den rechtsextremen Parteien und Einstellungen, die die Demokratie auch durch die Unterwanderung von Protestbewegungen in eine Abwärtsspirale hineinzutreiben versuchen. Allzuoft erscheint es den Überlebenden in diesen Tagen so, als hätte man in den Reihen der demokratischen Parteien immer noch nicht verstanden, was den Demokratien in Europa droht und was die Stunde geschlagen hat."

 
 
 

Für Rückfragen / for further Information

Christoph Heubner

Exekutiv-Vizepräsident 

Internationales Auschwitz Komitee

Telefon: ++ 49 (030) 26 39 26 81